Wenn man weggeht, sich ein Leben immer in Bewegung aussucht, dann ist klar, dass kaum oder wenig Bindung zu anderen besteht, ausser man ist ein Naturtalent in Kommunikation und Socializing. Als ich noch 20+ war und in Wien (meiner Geburtsstadt) wohnte, dachte ich ich wäre so ein Typ. Ich habe rund um meinen Erstgeborenen Nico (den ich bereits mit 20 bekam) eine ganze Clique aufgebaut. An jedem Tag der Woche habe ich einen Spielkameraden mit zu uns nach Hause genommen. Ich war glücklich, weil mein Sohn glücklich war. Es entstanden auch Beziehungen zu den Eltern. Wir haben uns dann auch außerhalb des Kindergartens getroffen. „Richtige“ Freundschaften entstanden so allerdings nicht. Dafür waren die Begegnungen nicht tief genug.Als mein zweiter Sohn Max zur Welt kam, 5 Jahre später, lernte ich noch im Krankenhaus Romana, eine sehr liebe, noch etwas ängstliche, werdende Mami kennen. Ich beruhigte sie. Wir wurden Freundinnen und hatten zwei wirklich schöne Jahre zusammen. Unsere 3 Kinder sind sozusagen gemeinsam aufgewachsen. Wir hatten zwei wunderbare Sommer im Gänsehäufl, am Donaukanal, wo tatsächlich eine weitere Freundin, Elisabeth, dazukam, mit der ich anfing, recht originelle Picknickkörbe zu kreieren und mir der wir uns eine Strandkabine im Sommer teilten. An diese Zeit denke ich sehr gern zurück, sie war voller Freude und Leichtigkeit.Nach diesen unvergesslichen zwei Jahren verließen wir jedoch Wien und gingen nach Südtirol. Ziemlich schnell und ohne Mühe gelang es mir dort eine enge Freundschaft mit einer unglaublichen Frau zu knüpfen, Silvana, die mich (und das kann sie wirklich als Heldentat für sich reklamieren) bei den beiden Geburten meiner beiden Mädchen mit vollem Einsatz unterstützt hat. Ohne sie hätte ich nicht die Kraft gehabt all dies zu überstehen. … aber auch hier … die Freundschaft dauerte 5 Jahre an… bis wir Südtirol verließen. Es ist nicht so dass wir keine Freundinnen mehr wären … aber doch ist es so, dass es online/remote einfach super-schwer ist seine Freundschaften zu pflegen. Jeder ist mit seinem Alltag beschäftigt, seinen Verpflichtungen, seinen Beziehungen etc…Es ist einfach nicht dasselbe. Man ist einfach nicht mehr DA. Nicht mehr HIER, um kurz vorbeizukommen nach der Arbeit. Ein spontaner Anruf um gemeinsam zu kochen ist nicht mehr möglich. Das alles verpufft, wenn du fort bist. Immer in Bewegung. Auf Weltreise.Als wir dann vor einem Jahr nach Deutschland umgezogen waren, da merkte ich dass ich mich verschlossen hatte. Ich fühlte mich fremd, unwohl und suchte kaum Kontakt. Mein Mann meinte, dass mein Socializing-Talent von damals verschwunden war… und so war es auch … ohne Zweifel… zumindest begraben… Ich sagte mir, es wäre schwierig mit 4 Kids. Mit dem Abholen, dem Bringen, den Hausaufgaben, dem Haushalt. Da wäre eh keine Zeit für Begegnungen. Aber das allein war es nicht … vielleicht wollte ich mich auch nicht mehr binden, da ich ohnehin wusste, dass diese Bindungen nicht andauern würden.Als wir in dieser Zeit wieder nach Südtirol zurückkehrten, um dort Urlaub zu machen, da lud uns ganz überraschend eine bemerkenswerte Frau, Beatrice, zu sich ein: mich und die vier Kinder! Natürlich kannte ich sie schon. Sie war eine der Protagonisten des aktuellen Dokumentarfilmes meines Mannes, eine richtige Kämpfernatur und ein Herzensmensch. Sie räumte in der kleinen Garçonnière in ihrem Haus alles um, trommelte das ganze Dorf zusammen um Betten und Laken zu organisieren und den Kühlschrank zu füllen! Das war viel besser als AirBnB! Ich war und bin ihr noch sehr dankbar für diese Geste! Da entstand eine Freundschaft, von der ich noch nichts ahnte, als wir noch in dem kleinen Südtiroler Dorf lebten. Denn auch dort verbrachten wir nur zwei Jahre … Beatrice, ich kann es nicht oft genug sagen, du bist der Wahnsinn!!!Und jetzt… wo es wirklich unmöglich ist Freundschaften zu schließen, empfinde ich eine noch größere Sehnsucht nach diesen Freundinnen, die mein Leben als Erwachsene geprägt haben. Romana, Elisabeth, Silvana und Beatrice, ich denke sehr oft an euch und ich hoffe wirklich ganz, ganz fest, dass wir uns wiedersehen werden! Und ob nun doch eine weitere, andere Art von Freundschaft möglich ist, während man selbst unterwegs ist, tja… ich lass mich mal überraschen… und bin offener als je zuvor!
Leben ohne Freunde?
